NATO, Krieg, Kapitalismus: Honeckers letzte, prophetische Rede 1989

NATO, Krieg, Kapitalismus: Honeckers letzte, prophetische Rede 1989

Am 6. Oktober 1989 hielt Erich Honecker – stimmlich eher unbegabt, dafür gewohnt kämpferisch – eine Rede zum 40. Jahrestag der DDR. Der "erste sozialistische Staat auf deutschem Boden" stand da schon kurz vor der Annexion durch die BRD. Seine Worte? Wollte damals schon keiner mehr hören. Auch wir nicht. Unsere Aufmerksamkeit gehörte David Hasselhoff.

Heute ist es – erstaunlicherweise – genau umgekehrt. 😏

Wer sich Honeckers Sätze heute anhört und sie mit dem vergleicht, was von der aktuellen deutschen Führung kommt, kann mitunter besser verstehen, warum sich viele Ostdeutsche über 30 Jahre nach der sogenannten "Wende" fragen:


War das eigentlich der richtige Weg?
Bin ich dafür 1989 auf die Straße gegangen?



Erich Honecker anlässlich des 40. Jahrestags der DDR (6. Oktober 1989):

"Unsere Republik gehört heute zu den zehn leistungsfähigsten Industrienationen der Welt, zu den knapp zwei Dutzend Ländern mit dem höchsten Lebensstandard. Und vergessen wir dabei nicht, dass der Wohlstand hierzulande weder aus der Erde sprudelt noch auf Kosten anderer erreicht wurde.

Mit unseren Händen und Köpfen haben wir das zuwege gebracht.

Im Westen, wo das Potsdamer Abkommen mit Füßen getreten wurde, war, ohne das Volk zu fragen, ein Separatstaat entstanden. Dort wurde die Restauration der alten Gesellschaft in Gang gesetzt, der Aufbau der neuen Wehrmacht mit den alten Generalen für die NATO vorbereitet. Die Vergangenheit blieb unbewältigt. (...)

Der Jugend Vertrauen und Verantwortung, das ist unsere, das ist die bessere Welt. Wer nach Sinnerfüllung im Leben strebt, der wird den faulen Zauber, der da drüben glänzt, schnell als das erkennen was er ist. Massenarbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit und soziale Unsicherheit, welche die moderne Technik in der BRD begleiten, gibt es bei uns weder heute noch in Zukunft. Es ist eine Pervertierung der Menschenrechte, wenn ein Drittel oder ein Viertel, oder welcher Teil der Gesellschaft auch immer, ins Abseits gestellt und ausgegrenzt wird.

Ohne Kapitalisten geht es uns besser!

In 40 Jahren DDR summiert sich zugleich die vierzigjährige Niederlage des deutschen Imperialismus und Militarismus. Der Sozialismus auf deutschem Boden ist ihm so unerträglich, weil die vordem ausgebeuteten Massen hier den Beweis erbringen, dass sie fähig sind, ihre Geschicke ohne Kapitalisten selbst zu bestimmen. (...)

Das Leben in unserem Lande, wie auch die internationalen Ereignisse, stellen in unserer Zeit Fragen, die der klaren Antwort von einer festen Position aus bedürfen. Unsere Position leiten wir nicht von einem der Revolverblätter der BRD oder des dortigen Rundfunks und Fernsehens ab, sie ergibt sich aus (...) den Interessen der Arbeiterklasse und aller Werktätigen.

Eine feste Grundlage unserer ökonomischen Strategie ist die immer tiefere Zusammenarbeit mit der Sowjetunion. Die Zusammenarbeit mit der Sowjetunion geht einher mit millionenfachen Begegnungen zwischen den Bürgern beider Länder. Wer erinnert sich nicht jener faszinierenden Begegnung der "besonderen Art" im Jahre 1978 zwischen Sigmund Jähn und Waleri Bykowski im Orbit?

Dank unserer Freundschaft war der erste Deutsche im All eben ein Bürger der DDR.


Von deutschem Boden darf nie wieder Krieg ausgehen, dieses Bekenntnis entspricht einer entscheidenden Lehre aus der Vergangenheit. Es wurde bei uns zur Staatspolitik. Wir haben es allem obenan gesetzt, was wir bisher taten und weiterhin tun werden. Und dann der Beginn der 80er Jahre, die neuen Raketen in der BRD und anderen NATO-Staaten. In schwieriger Situation haben wir gesagt:

JETZT ERST RECHT FÜR DEN FRIEDEN!

Als die atomare Bedrohung durch die neuen Waffen eskalierte, da forderten wir: Das Teufelszeug muss weg!

Welches Ziel wäre humaner als die Bewahrung der Menschheit vor einer Vernichtung in einem atomaren Inferno, als die Verbannung der Kriege aus dem Leben der Völker. Durch Abrüstung wird es möglich sein, gewaltige Mittel freizusetzen, die der Lösung solcher globalen Probleme zufließen können: Unterentwicklung, Hunger, Analphabetentum. Nicht zuletzt wird es möglich sein, den Schutz der natürlichen Umwelt zu fördern!"




Abbildung: Ein Bild, das jeder DDR-Bürger kennt. Aus dem Kindergarten, der Schule, aus LPG's und Betrieben. Am Ende verlacht, verfolgt und abserviert. Das blieb vom letzten Lenker und Steuermann der DDR. 


Wer war dieser Mann?

✊🌹 Erich Honecker – Ein Leben für den Sozialismus 🚩


Erich Honecker (1912–1994) war ein deutscher Politiker, der als Generalsekretär des Zentralkomitees der SED von 1971 bis 1989 die Geschicke der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) maßgeblich prägte. Früh politisiert, trat er bereits mit 14 Jahren dem Kommunistischen Jugendverband bei und wurde später wegen seines antifaschistischen Widerstands von den Nazis über zehn Jahre inhaftiert.

Nach 1945 wirkte Honecker am Aufbau eines neuen (sozialistischen) Deutschlands mit. Unter seiner Führung erreichte die DDR in den 1970er Jahren eine Phase von Stabilität, sozialen Ausbaus und internationaler Anerkennung. Millionen Menschen profitierten vom Recht auf Arbeit, kostenloser Bildung, medizinischer Versorgung und einer geregelten Grundversorgung – Errungenschaften, die durchaus bis heute als soziale Meilensteine gelten.

🔻 Kritisch betrachtet muss Honecker jedoch auch für die politische Erstarrung, die mangelnde Reformbereitschaft und die Repression gegenüber Andersdenkenden in der späten DDR-Zeit Verantwortung übernehmen. Gerade in den 1980er Jahren wirkte seine Führung zunehmend realitätsfern – Reformbewegungen im eigenen Land und Signale aus der Sowjetunion blieben weitgehend ungehört.

Trotz innerer Spannungen und wachsendem Reformdruck hielt Honecker bis zuletzt an seiner Überzeugung fest, dass ein friedlicher, solidarischer Sozialismus möglich sei. Sein Leben steht für einen unbeirrbaren Glauben an soziale Gerechtigkeit und für die Hoffnung auf eine Welt jenseits von Ausbeutung und Profitstreben.

Er starb 1994 im Exil in Chile – verarmt, krank, aber bis zuletzt überzeugt von seiner Sache.




Abbildung: Am 25. August 1912 in Neunkirchen im Saarland als Sohn des Bergarbeiters geboren, hat Honecker drei Geschwister. Seit 1922 gehört er der kommunistischen Jugendorganisation "Jung-Spartakus-Bund" an. Nach dem Schulbesuch beginnt er eine Dachdeckerlehre, die er allerdings im Sommer 1930 abbricht, als er für ein Jahr auf die Lenin-Schule nach Moskau geht. Erich Honecker ist Mitglied im Arbeiterturn- und Sportverein "Fichte" sowie in der Roten Jungfront des Roten Frontkämpferbundes, engagiert sich im Jugendverband (KJVD) und tritt der KPD bei.

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