Für 55 Pfennig satt: Die DDR-Schulspeisung

Für 55 Pfennig satt: Die DDR-Schulspeisung

Im Jahr 1989 bekamen ganz offiziell fast 90% Prozent aller Schüler in der DDR täglich ein warmes Mittagessen in der Schule. Das bestand aus Hauptspeise mit Nachschlag, Dessert/Obst und Milch. Und: Es war übrigens (fast) gratis.

🌟 Ein kleines Plus vom Staat – als Wertschätzung

75 Prozent der finanziellen Aufwendungen für die notwendigen Rohstoffe und Lohn- und Nebenkosten subventionierten die DDR-Kommunen. Wöchentlich wurde Geld für die Schulspeisung eingesammelt. Der tagesaktuell verlässlichste Schüler, meist der gleiche, brachte das dann ins Sekretariat. Mit 55 Pfennig (!) pro Mahlzeit bekamen alle Kinder der DDR eine durchweg ausgewogene, kräftige warme Mahlzeit — ihre komplette Schulzeit hindurch und täglich.

Kinderreiche Familien bekamen die Schulspeisung sogar gratis. Ebenso ihre Schulmilch und vieles mehr. 

🛠️ Technische Ausstattung der Schulküchen

Viele DDR-Schulen verfügten über moderne Großküchentechnik, die zentral organisiert und gewartet wurde – Dampfgarer, Kippbratpfannen, große Kesselanlagen. Diese Technik ermöglichte nährstoffschonendes Garen in großen Mengen und war in den 70er- und 80er-Jahren auf dem neuesten Stand der Zeit. In Kombination mit standardisierten Rezepturen wurde so sichergestellt, dass es überall im Land verlässlich gute Qualität gab.

📒 Zentralkochbücher – Liebe aus der Großküche

Die sogenannten "Zentralen Rezepturen für die Gemeinschaftsverpflegung" (herausgegeben vom Ministerium für Gesundheitswesen) waren eine Art Schatztruhe der sozialistischen Esskultur. Darin fanden sich über 2000 Rezepte, genau abgestimmt auf Mengen, Nährwerte und Sättigungsgrade. Von Linsensuppe bis Sächsischem Sauerbraten – alles liebevoll konzipiert, damit es den Kindern schmeckt und dabei nahrhaft bleibt. Viele dieser Rezepte überlebten sogar die Wende in Großküchen und Kantinen.

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Die Schulspeisung war nicht nur Essen – sie war ein soziales Erlebnis. Im vertrauten Ambiente der Schulküche trafen sich Pioniere quer durch alle Klassenstufen, saßen gemeinsam an den Tischen, unterhielten sich über Schule, Hobbys oder das, was gerade spannend war. Diese Mahlzeiten stärkten nicht nur den Körper, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl – ganz im Sinne einer solidarischen Kinderkultur. 

🧭 Gesundheitsprävention und kindgerechte Ernährung

Gekocht wurde für die DDR-Schulspeisungen übrigens ausschließlich frisch und regional: mit Erzeugnissen der lokalen landwirtschaftlichen Betriebe und LPGs. Das Essen war ausgewogen: Hauptgericht mit Nachschlag, Dessert oder Obst, dazu Milch – ideal abgestimmt auf die Bedürfnisse von heranwachsenden Kindern. Gut ausgebildete Köche und Köchinnen verzichteten hier auf Chemie und Laborzutaten. Das Verdicken mit Mehlschwitze war erlaubt, chemische Verdickungsmittel wurden gemieden – ganz nach dem damaligen Credo: ehrliches Kochen mit Frische, Herz und Handarbeit. Das Schulessen der DDR-Kids basierte auf echtem Handwerk und ernährungsphysiologisch wertvollen Produkten.



🌱 Regionale Frische, nachhaltig und handgemacht

Wahrscheinlich würde eine Menge davon heute als "Bio" durchgehen. Alle Zutaten kamen aus regionalen landwirtschaftlichen Betrieben und LPGs – frisches Gemüse, Vollkornprodukte, Milch und Fleisch. Die Köche verzichteten bewusst auf Konserven, Chemie und künstliche Zusätze. Gewürzt wurde mit frischen Kräutern und traditionellen Gewürzen wie Lorbeer oder Majoran – nichts aus dem Labor, alles echtes Handwerk. In vielen Schulen kam darüber hinaus einiges aus dem eigenen "Schulgarten" zum Kücheneinsatz. 

🌿 Lehrreicher Schulgarten inklusive

Ein fester Tagesordnungspunkt in vielen Schulen war der „Schulgarten“. Hier lernten Schülerinnen und Schüler nicht nur theoretisch über Pflanzen, sie pflanzten auch, jäteten und ernteten selbst – oft für die Küche. Das stärkte Wissen über Ernährung, Umwelt und Natur – eine Verbindung von Praxis und Schulstoff, die heute noch Vorbild sein kann. Der "Schulgarten" stand fest als Fach im Stundenplan aller DDR-Kinder. Neben nervigem Unkrautjäten wurde den Schülerinnen und Schülern hier theoretisch und praktisch beigebracht, wie die Natur funktioniert, wie man Bäume unterscheidet, wie man Dinge in der Erde zum Wachsen bringt.


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Abbildung: Das Original-A3-Plakat der „Würztabelle“, das in jeder DDR-Schulküche hing. Dieses stammt aus der „Turbine“ in Lübbenau und wurde kurz nach der „Wende“ aus dem zu diesem Zeitpunkt in Trümmern liegenden Gebäude geborgen. Auffällig in der Tabelle — und zugleich Beleg für die Qualität des Schulessens — ist die völlige Abwesenheit von chemischen Fertigprodukten und Geschmacksverstärkern aus dem Labor. Gewürzt wurde mit Lorbeer, Piment, Muskat, Kümmel, Majoran, Bohnenkraut, Senfkörnern, frischen Kräutern ...



 

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