🏛️ DDR-Bonzen und sich selbst bereichernde Politiker-Eliten?
Nun ist es ja mittlerweile fast unmöglich, sachliche Artikel zu historischen Themen zu schreiben, die nach wie vor konträr betrachtet werden. Das liegt meistens natürlich an der Herkunft jenseits oder diesseits der Mauer. Durchaus kann hier aber eine Menge Indoktrination und Manipulation ebenfalls eine Rolle spielen. Deswegen ist uns wichtig, Folgendes festzustellen:
Nur weil man Dinge differenziert und sachlich auf Fakten fokussiert betrachtet, bedeutet das nicht unbedingt, sich mit ihnen gemein zu machen oder sich, wie in diesem Fall, hinter Personen der Geschichte zu stellen. Aber guter Journalismus und eine authentisch historische Betrachtung verlangen es, dass man Fakten nicht ignoriert, sondern sich mit ihnen auseinandersetzt. Einfacher ausgedrückt:
In unserer Kindheit in der DDR waren wir nicht unbedingt die größten Fans von, aus unserer Sicht, alten Greisen mit Fistelstimmen wie Erich und Co. Ein überaltertes Politbüro wirkte bereits in den 80er Jahren auf uns junge Pioniere seltsam distanziert, wie Relikte einer anderen Welt. Zweifellos war das einer der wesentlichen Faktoren, warum auch die Generation unserer Eltern sich hier nicht wahrgenommen oder gar fremdgefühlt hat.
❗Und jetzt kommt das Aber:
Unsere Elterngeneration, von denen nicht wenige auch 1989 auf der Straße standen, unter anderem aus oben genanntem Grund, flanierten nicht montags in Weimar oder Leipzig oder anderen Städten, um (ohne jemals gefragt zu werden) von heute auf morgen BRD-Bürger zu werden.
Mit Sicherheit gibt es hier so einige Ausnahmen, aber wir können das mit gutem Gewissen aus unserem Hintergrund behaupten. Sie wollten ihre DDR reformieren, aber nicht aufgeben, denn ein Großteil der Säulen, auf denen dieser Staat stand, war und ist nach wie vor vertretbar und wird nicht nur in der Rückschau zu Recht positiv betrachtet. Ein ganz wesentliches Element der westdeutschen Berichterstattung, manche nennen es Propaganda (wir wollen an dieser Stelle mal von "Siegermentalität" absehen) basierte nach 1989 darauf, die alten DDR-Eliten lächerlich zu machen oder aber sie als sich selbst bereichernde, abgehobene Kaste darzustellen, die auf Kosten ihres Volkes in Saus und Braus lebten. An dieser Stelle interessiert uns tatsächlich auch die Wahrnehmung anderer DDR-Bürger. Ging es nur uns so oder verblasste dieser Propaganda-Feldzug sehr schnell, spätestens nachdem die Bilder, die man dazu benutzte, so gar nicht zur Erzählung passten?
Und so sehen wir uns heute, 35 Jahre nach der sogenannten "Wende", weniger in der Rolle von Anwälten für damals überalterte Politbüro-Mitglieder, sondern als Anwälte der historischen Realität. Schon aus persönlichen Gründen, denn wir haben schlicht (mit Verlaub) die Schnauze voll davon, nach wie vor von unreflektierten Zeitgenossen die Erzählung der DDR-Bonzen in Gesprächen, in Diskussionen oder auf Social Media um die Ohren geschlagen zu bekommen.
🧾 Reality-Check in Sachen Vermögen, Rente und Wandlitz-Romantik:
Erich Honecker hatte ein Häuschen. In Wandlitz. Besser gesagt: ein kleines, vollmöbliertes Fertighaus, das jeder mittelständische Klempner im Erzgebirge heute als Gartenschuppen abreißen würde. Und doch galt es jahrzehntelang als Symbol des "Bonzenluxus", des angeblich gierigen, abgehobenen DDR-Politbüros – raffgierig, korrumpiert, volksfern.
Nur: Stimmt das überhaupt?
Mit 35 Jahren Abstand ist es höchste Zeit, diesen Mythos einmal gründlich zu entkleiden. Und siehe da – darunter steckt keine Yacht, keine Villa, kein Schwarzgeldkonto, kein Pool. Ideologie, Kontrollwahn, Machtgier – vielleicht, aber kaum materieller Reichtum.
Willkommen zu einem Reality-Check über die "Bonzen der DDR", der zeigt, wie wenig "Bonze" da wirklich war.
Viele Menschen, die in der DDR aufgewachsen sind, haben rückblickend ein differenzierteres Bild entwickelt, besonders im Vergleich zur heutigen politischen und wirtschaftlichen Elite. Die Erzählung von der allgegenwärtigen "Selbstbereicherung" der DDR-Führung wurde nach 1990 oft stark pauschalisiert – als Teil der moralischen Delegitimierung des untergegangenen Staates. Doch die Faktenlage ist, wie so oft, eine komplett andere.
Abbildung: Das Haus der Familie Honecker in der Siedlung Wandlitz (eigentlich Waldsiedlung Bernau bei Berlin). Luxus? Eher nicht...
SED-Bonzen und ihre Verdienste – Was war Mythos, was Realität?
Die SED-Führung wurde im Westen gern als machtgierige Funktionärskaste mit fürstlichen Privilegien dargestellt. Doch wie sah die materielle Lage der SED-Bonzen wirklich aus? Ein Blick auf Einkommen, Versorgung und Lebensstandard zwischen Propaganda, Realität und Vergleich zur BRD.
🧱 Wer waren die "SED-Bonzen"?
"Bonze" war ein politisch zugespitzter Begriff, der vor allem in westlicher Berichterstattung für die SED-Führung verwendet wurde. Gemeint waren Funktionäre auf Landes-, Bezirks- oder Bundesebene, darunter:
- Mitglieder des Politbüros (höchstes Parteiorgan)
- ZK-Mitglieder (Zentralkomitee)
- Sekretäre in Bezirken und Kreisen
- Minister und Staatsratsmitglieder
- Direktoren großer VEBs und Kombinate
- Funktionäre der Massenorganisationen (FDJ, FDGB etc.)
Abbildung: Das (ehemalige) Wohnhaus von Egon Krenz und Familie. Auch dieses Heim besticht nicht gerade durch Luxuselemente.
💸 Was verdienten SED-Politiker wirklich?
Das Einkommen der Spitzenfunktionäre war hoch – aber im Vergleich zur westdeutschen Elite erstaunlich moderat:
- Politbüro-Mitglieder: ca. 5.000–7.000 Mark (M) monatlich
- Minister: ca. 4.000–6.000 M
- Bezirksparteileiter: 3.500–5.000 M
- Abteilungsleiter im ZK: 2.500–3.500 M
- Zum Vergleich: Das Durchschnittseinkommen in der DDR lag 1989 bei: ca. 1.400 M
Es gab keine Boni, Aktienpakete oder private Nebeneinkünfte. Die Gehälter waren offiziell festgelegt – mit starker Orientierung an der "sozialistischen Bescheidenheit". Zumindest war das die offizielle Lesart.
🏘️ Wandlitz – die am meisten überschätzte Reihenhaussiedlung der Weltgeschichte
Die Waldsiedlung Wandlitz war ein abgeschotteter Wohnbereich für rund zwei Dutzend Spitzenfunktionäre des ZK der SED.
Man kann es nachvollziehbarerweise kritisch sehen, wenn sich politische Entscheidungsträger – also Volksvertreter oder die politische Elite – räumlich vom Rest der Bevölkerung abgrenzen. Dennoch ist es in gewisser Weise verständlich, dass in der DDR – wie übrigens auch in vielen anderen Staaten – genau das geschah.
Die Mitglieder des Politbüros lebten in eigenen, abgeschirmten Siedlungen, etwa mit Zaun, Wachschutz und speziell abgestelltem Personal. Ziel war in erster Linie die Sicherheit und Funktionsfähigkeit der politischen Führung.
Zum Vergleich: In der heutigen Bundesrepublik Deutschland werden Spitzenpolitiker wie Bundeskanzler, Minister oder der Bundespräsident durch spezialisierte Einheiten des Bundeskriminalamts geschützt, insbesondere durch die sogenannte Sicherungsgruppe. Derzeit umfasst der Personenschutz des BKA rund 500 Beamtinnen und Beamte, bis 2026 soll die Zahl auf etwa 700 erhöht werden. Auch die Landeskriminalämter stellen eigene Schutzkräfte für Ministerpräsidenten und andere hochrangige Landespolitiker bereit. Abbildung: Das Haus von Günter Mittag (als Sekretär des ZK der SED für Wirtschaftsfragen für die Lenkung der Planwirtschaft in der DDR zuständig). Vielleicht verfing die Diskreditierung der DDR-Oberen nach 1989 deswegen so wenig bei der Ostbevölkerung, weil vor allen Dingen in ländlichen Gegenden jeder Landwirt ein größeres Anwesen sein Eigen nannte. Und das trotz Kollektivierung und LPG.
🏘️ Wie lebte dir DDR-Führung in Wandlitz?
Sie hatten dort:
- Einzelhäuser mit Heizung und Telefon (in der DDR nicht selbstverständlich)
- eine Kaufhalle mit Westwaren (gegen Valuta oder Bezugsschein)
- einen eigenen Zahnarzt und Friseur
- einen Sportplatz
- eine Gaststätte
- ein Schwimmbad (jedoch nur ein Schwimmbad für 300 Bewohner)
Prinzipiell bestand die Ausstattung dieser "Bonzensiedlung" im Wesentlichen also nicht aus mehr als aus den Komponenten, die sich in jeder besseren Ostsee-Feriensiedlung ebenso fanden.
Luxus? Im Vergleich zum DDR-Durchschnitt: Ja, ein wenig!
Im Vergleich zu heutigen Bundestagsabgeordneten, Vorstandsvorsitzenden oder selbstständigen Ärzten? Nein. Wandlitz war nicht St. Moritz. Es war bestenfalls Berlin-Biesdorf mit hohem Zaun. Eine "Gated Community" - ohne den Luxus, den uns heute jedes Urlaubsressort bietet.
Fun Fact: Und was fuhr die DDR-Führung? Rolls-Royce, Bentley, Mercedes-Maybach, Aston Martin, Ferrari, Lamborghini, Porsche, Maserati, Bugatti, Lotus? Nein: Volvo.
Mit Bezug auf die zahlreichen, in Wandlitz verkehrenden Volvos, kursierte für die Waldsiedlung die scherzhafte Bezeichnung Volvograd.
📉 Wer hatte was? Ein Blick auf die Funktionäre und ihre vermeintlichen Schätze:
1. Erich Honecker (1912–1994)
Letzter mächtiger SED-Chef – der angebliche "Sonnenkönig des Sozialismus".
Privatvermögen: Wurde 1990 beschlagnahmt – was auch immer davon da war. Kein bekanntes Westkonto. Keine Firma, keine Immobilien jenseits des Staates.
Lebensstil: Ferienhaus auf dem Darß, funktionaler Wohnraum. Dienstwagen, klar – aber eben auch Dienstpflichten.
Rente: Keine – er starb 1994 in Chile. Am Ende: Mittellos, isoliert und politisch irrelevant.
🧾 Fazit: Wer Luxus sucht, findet ihn in Honeckers Leben nicht. Nur alte Möbel und müde Fistelstimmen.
2. Hans Modrow (1928–2023)
Letzter Regierungschef der DDR. Reformkommunist. Kein Hardliner.
Privatvermögen: Keine Hinweise auf Eigentum oder Vermögensanhäufung.
Nach der Wende: Bundestagsabgeordneter, Stiftungstätigkeit.
Rente: Kombination aus DDR-Ansprüchen und westdeutscher Abgeordnetenpension. Keine Luxusbezüge.
🧾 Fazit: Kein Bonze, sondern ein politisch aktiver Altlinker mit normalem Rentenbescheid.
3. Alexander Schalck-Golodkowski (1932–2015)
Chef der Devisenbeschaffung (KoKo). DDR-Kontaktmann zum Westen.
Privatvermögen: Wohnte in einer privilegierten Lage, hatte Zugang zu Devisen, aber kein dokumentierter Millionär.
Nach der Wende: Flucht in den Westen, BND-Quelle, Bewährungsstrafe.
Vermögensstatus: Vermögend nach DDR-Maßstäben, aber kein Oligarch. Starb ruhig am Tegernsee.
🧾 Fazit: Der Einzige mit Westnähe und materieller Beweglichkeit, hatte die Rolle des Unsympathen – aber eher ein grauer Manager als ein gieriger Potentat.
4. Egon Krenz (geb. 1937)
Letzter SED-Generalsekretär. Kurzzeit-Staatschef vor dem Mauerfall.
Privatvermögen: Kein nennenswerter Besitz. Heute kleines Haus an der Ostsee, keine Auslandsimmobilien.
Rente: Ca. 1.100–1.200 Euro monatlich.
Einnahmen: Gelegentliche Buchhonorare, keine bekannten Luxusgewinne.
🧾 Fazit: Der letzte Mann am Schalthebel lebt heute wie ein durchschnittlicher Rentner mit kleinem Garten.
🕵️ Gab es Korruption oder persönliche Bereicherung?
Es gibt vereinzelt belegte Fälle von persönlicher Vorteilsnahme innerhalb des Systems, aber:
-
Die DDR war eine geschlossene Kommandowirtschaft, keine kapitalistische Vetternwirtschaft. Korruption im großen Stil (wie auch belegt im deutschen Bundestag) war schlicht: nicht möglich.
-
Reichtümer im heutigen Sinn konnten kaum akkumuliert werden – schon weil es keinen legalen Rahmen dafür gab.
- Der Reichtum bestand im Zugang zu Mangelware, besseren Wohnverhältnissen, Westkontakten, Macht und ideologischem Status.
Ein typisches Beispiel: Alexander Schalck-Golodkowski handelte mit dem Westen, um Devisen zu beschaffen – dabei flossen auch Gelder in Grauzonen, aber nicht in seine Villa am Lago Maggiore. Die gab es nicht. Er lebte keineswegs wie ein Oligarch.
🛋️ Wie sah das „Privatleben“ von Spitzenpolitikern aus?
- Honecker hatte ein Ferienhaus auf dem Darß und eines in Lindow – beides eher schlicht.
- Willi Stoph hatte ein Reihenhaus in Berlin und Zugang zu Dienstobjekten.
- Minister fuhren meist Dienstwagen, wohnten in staatlich bereitgestellten Wohnungen (Standard bei jedem Bundestagsabgeordneten).
Vergleich mit heutigen Verhältnissen:
Die Mitglieder der SED-Spitze lebten zwar abgesondert und besser als der Durchschnitt, aber nicht vergleichbar mit westlichen Eliten – heute wie damals. Kein Vergleich zu Millionengehältern, Aktienoptionen, Unternehmensbeteiligungen oder privaten Beraterverträgen heutiger Ex-Minister.
Abbildung: Erich Honecker zusammen mit Leonid Breschnew auf einem Jagdausflug (1971). Tatsächlich bedeutete "Luxus" für einige wenige SED-Führungsmitglieder: die Jagd. Und das gerne mal mit befreundeten Staatsmännern. Muss man nicht gut finden. Aber: Ausschweifender Luxus sieht sicher anders aus...
🧳 Das SED-Vermögen – Zwischen Fakten, Legenden und juristischer Realität
Seit dem Umbruch 1989/90 ist immer wieder vom „verschwundenen SED-Vermögen“ die Rede – mal mit angeblichen Milliardenbeträgen, mal mit geheimen Auslandskonten, mal mit verschwundenen Parteifirmen. Die BRD hat in den 1990er Jahren massive Anstrengungen zur Aufklärung unternommen:
- Parlamentarische Untersuchungsausschüsse
- Ein Sonderermittlungsstab SED-Vermögen
- Recherchen durch Journalisten, Historiker, Stiftungen
- Zuständigkeiten bei Justiz, Zoll, Bundesvermögensverwaltung usw.
Doch trotz des Einsatzes dieser enormen Ressourcen, steht 35 Jahre nach der Wende fest:
- Es gab keine einzige rechtskräftige Verurteilung im Zusammenhang mit einer organisierten Verschiebung des SED-Vermögens.
- Es wurde kein "Masterplan" gefunden, keine zentrale Steuerung.
- Es existierte keine einzige Anklage gegen prominente SED-Funktionäre wegen angeblicher Vermögensdelikte.
Angesichts des gewaltigen Ermittlungsaufwands, der politischen Motivation zur DDR-Aufarbeitung und der durchaus leistungsfähigen Justiz in der BRD erscheint eines besonders bemerkenswert:
Wenn es greifbare, belastbare Beweise für eine koordinierte, kriminelle Bereicherung durch die SED-Spitze gegeben hätte – dann wären sie längst gefunden worden.
Dass dies bis heute nicht geschehen ist, lässt nur wenige Schlüsse zu:
- Es gab keine groß angelegte "Plünderung", wie sie oft medial kolportiert wurde.
- Oder: Ein erheblicher Teil des angeblichen SED-Vermögens floss schlicht in westliche Strukturen über, ohne dass dies politisch oder juristisch je wirklich thematisiert wurde.
⚖️ Und die "Volksvertreter" der BRD? Der Vergleich mit westlicher Politklasse:
Einige Zahlen aus der alten BRD (1980er):
- Bundestagsabgeordneter: ca. 9.000–12.000 DM monatlich + steuerfreie Pauschalen
- Minister: 15.000–20.000 DM
- Ruhestandsversorgung: nach wenigen Jahren bereits 4.000–8.000 DM monatlich
- Zusatzeinkünfte durch Nebentätigkeiten, Aufsichtsratsposten, Reden, Bücher etc.
Dazu: Eigentumsrechte, Immobilien, Aktienbesitz, Erbschaften – Privilegien auf kapitalistischer Grundlage.
Vor allem die Nebeneinkünfte sind bis heute ein bei vielen "Volksvertretern" zweifelhafter Einkommensposten, diese liegen bei einigen BRD-Abgeordneten nicht nur im 6-stelligen Bereich: Sie lassen durchaus legitime Zweifel daran zu, in wessen Interesse ein Bundestagsabgeordneter wirklich tätig ist. Im Interesse seiner Wähler, des Volkes - oder im Interesse der ihn bezahlenden Lobbies und Konzerne?!
Fazit: Die soziale Distanz von BRD-Politikern zur "normalen Bevölkerung" war und ist strukturell weit größer als in der DDR.
🧑⚖️ Krenz, Honecker – und heute? Ein Vergleich mit Baerbock & Co.
Nach 1990 wurde Erich Honecker vor Gericht gestellt, Egon Krenz wegen angeblicher Wahlfälschung verurteilt, SED-Renten gekürzt oder gestrichen. Die offizielle Begründung: "Systemverantwortung". Doch was ist mit der Systemverantwortung im Westen – heute?
Abbildung: Bundeskanzler Friedrich Merz. Merz zählt zu den vermögendsten aktiven Politikern Deutschlands. Das Gesamtvermögen wird aktuell auf rund 12 Millionen Euro geschätzt.
📊 Kompakter Vergleich: Einkommen, Vermögen & Rente
Person | Monatsgehalt | Vermögen | Rente / Pension |
---|---|---|---|
Karl Lauterbach | ca. 28 000 € (Minister + MdB) | Mehrere Mio. € (geschätzt) | Beamten- & MdB-Pension |
Annalena Baerbock | 13 000–17 000 € | ca. 6,8 Mio. € (Schätzung) | Beamten- & MdB-Pension |
Jens Spahn | ca. 15 000–16 000 € | ca. 3 Mio. € (geschätzt) | Beamten- & MdB-Pension |
Egon Krenz | – | Kein nennenswertes Vermögen | ca. 1 100–1 200 €/Monat |
🔎 Hinweise zur Tabelle – Quellen & Kontext
Gehalt und Nebeneinkünfte bei Lauterbach, Baerbock und Spahn beruhen auf veröffentlichten Ministerbezügen, Abgeordnetenvergütungen und öffentlich gemeldeten Nebentätigkeiten. Was durchaus nicht heißt, dass da hier und da mehr passiert (siehe aktuelle investigative Recherchen um Jens Spahn).
Vermögen: Alle genannten Werte für Baerbock und Spahn sind Schätzungen auf Basis Medienrecherchen, z. B. bei High Society, Beatvest, Vermoegenmagazin oder Watson. Krenz verfügt dokumentiert über kein Privatvermögen.
Rentenanspruch: Bei den Berufspolitikern handelt es sich um Beamte/Wahlbeamte mit gesetzlicher Beamtenpension sowie MdB-Pension, während Krenz auf eine einfache DDR-Rente ohne Sonderregelung angewiesen ist.
🏛️ Die größten Korruptionsskandale der BRD seit 1990:
Ein bemerkenswerter Aspekt in der Diskussion um die sogenannte "Bonzenherrschaft" der DDR ist die Tatsache, dass keine nennenswerten Korruptionsfälle aus dem inneren Zirkel der SED bekannt sind. Weder aus der Zeit vor 1989 noch aus den über 30 Jahren seit der Wiedervereinigung wurden belastbare Belege für persönliche Bereicherung, Bestechung oder systematische Veruntreuung durch DDR-Funktionäre öffentlich gemacht.
Dabei ist anzunehmen, dass westliche Medien, Justiz oder Geheimdienste mit Freuden jeden Skandal breitgetreten hätten, wäre er nachweisbar gewesen. Doch: Fehlanzeige. Keine Yachten, keine Auslandskonten, keine Goldbarren im Garten. Stattdessen: Funktionäre mit Dienstwohnungen, festen Gehältern und streng geregelten Versorgungsansprüchen. Ganz anders dagegen die Realität im "freiheitlichen Westen". Dort stolpert man über Korruption, Vetternwirtschaft und Selbstbedienung nicht nur gelegentlich, sondern mit fast schon systemischer Regelmäßigkeit.
Hier eine kleine Auswahl der größten Korruptionsskandale der Nachwendezeit – in aller Kürze:
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CDU-Spendenaffäre (1999)
Illegale Parteispenden, schwarze Kassen – unter Helmut Kohl wurden Millionen an der Buchhaltung vorbei geschleust.
➤ Summe: mind. 2 Millionen DM
➤ Involviert: Helmut Kohl, Wolfgang Schäuble u. a. -
Maskenaffäre (2020/21)
Abgeordnete kassierten für Maskendeals während der Corona-Krise hohe Provisionen.
➤ Summe: über 1 Mio. € Provisionen
➤ Involviert: Georg Nüßlein (CSU), Nikolas Löbel (CDU), Alfred Sauter (CSU) -
Amthor-Lobbyismus-Affäre (2020)
Philipp Amthor lobbyierte für das US-Unternehmen Augustus Intelligence – gegen spätere Aktienoptionen.
➤ Summe: keine direkte Zahlung, aber Vorteilsannahme (Reisen, Optionen)
➤ Involviert: Philipp Amthor (CDU) -
Berateraffäre im Verteidigungsministerium (2019)
Millionenverträge an externe Berater – unter Intransparenz und möglicher Vetternwirtschaft.
➤ Summe: über 200 Mio. € Beraterhonorare
➤ Involviert: Ursula von der Leyen (CDU), Ministeriumsspitze -
Cum-Ex-Steuerskandal (seit 2007, öffentlich ab 2017)
Banken und Investoren plünderten den Staat durch Tricks mit Steuererstattungen.
➤ Summe: über 10 Milliarden € Schaden für den Staat
➤ Involviert: zahlreiche Banker – und politische Verstrickungen, u. a. Olaf Scholz (SPD, Rolle in Hamburg nicht geklärt)
Abbildung: Philipp Amthor (CDU-Bundestagsabgeordneter und seit 2025 Parlamentarischer Staatssekretär bei dem Bundesminister für Digitales und Staatsmodernisierung). Im Juni 2020 wurde durch Recherchen bekannt, dass Amthor für das US-amerikanische Start-Up-Unternehmen Augustus Intelligence lobbyiert hatte, von welchem er später hochdotierte Aktienoptionen und einen Direktorenposten erhielt. Ein Verfahren gegen Amthor wegen Bestechlichkeit und Korruption wurde Ende Juli 2020 (ohne Ermittlungen!) eingestellt.
🧾 Kritisches Fazit: Vom Mythos zur Realität
Die oft bemühte Erzählung von den raffgierigen, korrupten DDR-Bonzen hält einer ehrlichen Überprüfung nicht stand. Ja – es gab Privilegien. Ja – es gab politische Arroganz, Funktionärssprache und ein Stück Entfremdung. Aber: Es gab keinen Reichtum im westlichen Sinn. Keine Villen, keine Firmenanteile, keine Offshore-Konten.
Die Funktionäre lebten besser als der Durchschnitt, aber nicht auf dessen Kosten, sondern innerhalb eines geschlossenen, durchkontrollierten Systems, das persönliche Bereicherung strukturell verhinderte. Selbst wer am Schalthebel der Macht saß, blieb im Kern: ein Staatsangestellter ohne Eigentum.
Im Gegensatz dazu ist die Bundesrepublik von regelmäßigen Korruptions-, Spenden- und Lobbyismus-Skandalen erschüttert worden – teils mit Milliardenschäden für die Allgemeinheit. Und anders als in der DDR folgt darauf selten eine politische oder juristische Konsequenz.
Wer heute also mit dem Finger auf "die Bonzen" zeigt, sollte sich fragen, warum Yachten, Aktienpakete, Maskendeals und Beraterhonorare nicht annähernd dieselbe moralische Empörung auslösen.
Denn am Ende ist klar:
Die DDR hatte Probleme – aber eine korrupte Elite im Sinne westlicher Maßstäbe gehörte ganz offenbar nicht dazu.
3 Kommentare
Ich hatte das Privileg, 1986 auf der
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Ostseeland
eine Fahrt um Rügen mitmachen zu dürfen. In der Kabine des Generalsekretärs – ein simples Stassfurtradio als modernster Einrichtungsgegenstand. Das Schiff wurde zu der Zeit immer mal wieder für Gäste der ausländischen Bruderparteien eingesetzt, was man dann strenggenommen schon als Zweckentfremdung hin von Staatsvermögen hin zur SED-Privilegnutzung auslegen kann.
Allerdings, die übermäßige und sinnentfremdete Nutzung der Flugbereitschaft heutzutage ist dann auch wieder mindestens das Pendant der ‘größten Demokraten aller Zeiten’.
Ich habe lange Zeit im Westen gearbeitet. Dementsprechend auch Diskussionen über diese Themen . Man hat mich ausgelacht . Diese Unwissenheit, die teilweise schon in Dummheit ausgeartet ist , besteht bis heute . Es wird ja auch alles dafür getan , daß es sich auch nicht ändert.
Im Bezirk Rostock sollten die SED-Oberen Tim und Kochs (oder so ähnlich) Vorteile erlangt haben, indem sie sich einen Mietvertrag (!!!) für eine kleine Feriendatsche (!!!) verschafft haben sollten, die sie abwechselnd nutzten (!!!) und für die sie die übliche Miete zahlten (!!!). Sie wurden deshalb nach der sog. “Wende” dafür angeklagt und meiner Erinnerung nach auch verurteilt. Sonst gab es, soweit ich weiß, kein einziges anderes Verfahren wegen Verschaffung von persönlichen Vorteilen während der DDR-Zeit im Bezirk Rostock. Das fand dann erst später für Taten nach 3.10.1990 statt und da ging es dann um mindestens sechsstellige Beträge in DM. Fast alle Täter kamen nicht aus der DDR.