Wenn heute von der DDR gesprochen wird, geschieht das oft in tristem Schwarz-Weiß: Sie wird als Unrechtsstaat diffamiert und als angeblich grauer Mangelapparat abgetan. Was dabei meist untergeht, sind nicht nur die historischen Fakten, sondern auch der konkrete Alltag der Menschen: Was kostete das Leben? Wovon konnte man leben? Wie funktionierte das Zusammenleben? Und vor allem: Wie viel soziale Sicherheit steckte tatsächlich in diesem Staat?
Dieser Artikel wirft einen faktenbasierten Blick auf das wirtschaftliche und soziale Fundament der DDR – auf Mieten, Löhne, Familienförderung und Lebenshaltungskosten. Nicht aus Nostalgie, sondern aus dem Wunsch heraus, zu verstehen, was damals besser organisiert war – und was wir heute vielleicht schmerzlich vermissen. Keine Existenzangst, keine Mieterhöhungen, keine Kinderarmut – nur ein Alltag, der funktioniert hat.
Was, wenn "weniger" nicht Verzicht, sondern Befreiung war?
Ein Blick auf das DDR-Alltagsleben zeigt: Sicherheit, Planbarkeit und Solidarität sind keine Fußnoten der Geschichte – sondern Werte, die heute fehlen.
🏛️ Staatlich festgelegte Preise (EVP)
In der DDR lag die Preisgestaltung komplett in staatlicher Hand. Die zentrale Preisstelle bestimmte den Einzelhandelsverkaufspreis (EVP) für nahezu alle Waren – und das landesweit, mit Ausnahmen wie Ost-Berlin, wo es gelegentlich leicht teurer war. Diese Preise waren meist auf den Produkten aufgedruckt und galten über Jahre und Jahrzehnte unverändert.
🍞 Preise aus dem Lebensmittelsektor (EVP-Preise)
Wir haben authentische historische Preise zusammengestellt:
Produkt | Preis |
---|---|
kleines Brötchen (Schrippe) | 0,05 M |
großes Brötchen (Doppelbrötchen) | 0,10 M |
Mischbrot (1 kg) | 0,52 M |
Weizenmischbrot (1 kg) | 0,62 M |
Halbes Bäckerbrot | 0,50 M (0,55 M in Ost‑Berlin) |
Beutel Vollmilch (1 l) | 0,66 M (0,73 M in Ost‑Berlin) |
Flasche Bier (0,33 l Hell) | 0,48 M |
Flasche Pils (0,33 l) | 0,61 M |
Flasche Mineralwasser (0,33 l) | 0,12 M (+ 0,30 M Pfand) |
250 g Tafelbutter | 2,40 M |
250 g Rahmbutter | 1,75 M |
Flasche Club‑Cola (0,33 l) | 0,42 M |
5 kg Kartoffeln | 0,85 M |
500 g Würfelzucker | 0,85 M |
💵 DDR-Mark und Kaufkraft
Obwohl die Preise in der DDR über Jahrzehnte unverändert stabil blieben, stiegen Löhne kontinuierlich: etwa von jährlich ca. 6.600 M (1960) auf über 16.200 M (1989). Dadurch wuchs die Sparlust der DDR-Bürger – viele kauften nicht – auch, weil das Angebot an (sogenannten) Konsum- und Luxusgütern nicht übermäßig groß war. Dieser Fakt wird übrigens nur von unreflektierten Mitbürgern als Defizit bemängelt. Die Volkswirtschaft eines sozialistischen Staates ist nun mal nicht auf den Produktion von Konsum- und Luxusgütern ausgerichtet. Sie folgt nicht den Grundprinzipien einer westlich-kapitalistischen Marktwirtschaft. Und sie hat schon gar nicht "grenzenloses Wachstum" im Sinn. Denn das funktioniert freilich nur, wenn ein auf Raubbau (an den Menschen, Werktätigen, aber auch der Umwelt) basierendes Wirtschaftssystem den Bürgern in regelmäßigen Abständen die gleichen (eben oft völlig sinnbefreiten und unnötigen) Güter erneut verkauft. Während eine Waschmaschine in der DDR (staatlich verordnet!) mindestens 25 Jahre halten musste – und das auch tat – basiert das westliche Wirtschaftssystem auf: Geplanter Obsoleszenz.
Geplante Obsoleszenz (auch: absichtliche oder vorsätzliche Obsoleszenz) bezeichnet die Strategie von Herstellern, Produkte so zu gestalten, dass sie künstlich verkürzt nutzbar sind – sei es durch:
- Technischen Verschleiß (z. B. minderwertige Bauteile),
- Softwareseitige Einschränkungen (z. B. Updates, die Geräte verlangsamen),
- Psychologische Obsoleszenz
- Modetrends oder Designänderungen, die Produkte "veraltet" wirken lassen)
Ziel ist es, den Konsumzyklus zu beschleunigen, um den Absatz zu steigern. Diese Art von Wirtschaft in den Branchen Unterhaltungselektronik, Textilien, Automobilindustrie, Haushaltsgeräte usw. resultiert in Ressourcenverschwendung, Umweltbelastung und nicht zuletzt durchaus in umfassender Täuschung der Bürger (oder "Verbraucher", wie letztere von besagter Wirtschaft bezeichnet werden).
Abbildung: Eine Busfahrkarte aus unserem Archiv. Der Preis von 10 Pfennig änderte sich unsere komplette Kindheit hindurch nicht...
🏖️🍺 Alltag & Freizeit in der DDR
🏷️ Artikel | Beschreibung | Preis |
---|---|---|
🏊 Freibadeintritt (Kinder) | Tageskarte | 0,20 M |
☀️ Freibad-Dauerkarte (Kinder, 1 Sommer) | Saisonkarte | 5,00 M |
🏨 Hotelübernachtung mit Frühstück | Normales Hotel, 1 Person | 8,00 M |
👶 Kinderwagen (ZEKIWA) | Einsteigermodell, ab | 100,00 M |
⚡ Stromverbrauch | 1 Kilowattstunde (ohne Grundgebühren) | 0,08 M |
🏢 Monatsmiete 58 m² Neubauwohnung | Warmmiete | 70,00 M |
🍺 Bier (0,25 l, Gaststätte, Preisstufe I) | Gaststättenpreis | 0,40 M |
🍰 Stück Mohnkuchen (Bäckerei) | Klassischer DDR-Kuchen | 0,37 M |
🍦 Kugel Eis (Vanille/Frucht) | Straßenverkauf | 0,15 M |
🌭 Bockwurst mit Brötchen & Senf | Imbiss oder HO-Gaststätte | 0,85 M |
🍲 Gulaschsuppe (Gaststätte, Preisstufe I) | Beliebtes Mittagsgericht | 0,85 M |
🚋 Monatskarte Nahverkehr (z. B. Berlin-Treptow–Mitte) | Bus, S-Bahn, Straßenbahn, U-Bahn | 5,00 M |
📰 Zeitung „Neues Deutschland“ | Zentrales Parteiorgan der SED | 0,15 M |
🐻 Zeitschrift für Kinder „Bummi“ | Ab ca. 3 Jahren | 0,25 M |
🔤 Kinderzeitung „ABC-Zeitung“ | Für junge Schulkinder | 0,30 M |
😄 Satirezeitschrift „Eulenspiegel“ | Politisch-kritischer Humor | 0,40 M |
🏠 Wohnen war kein Luxus – sondern ein Grundrecht
In der DDR war das Verhältnis von Einkommen zu Lebenshaltungskosten kein Zufallsprodukt – es war politisches Programm. Besonders eindrucksvoll zeigte sich das am Beispiel der Mietkosten: Der monatliche Mietanteil am Einkommen betrug in der Regel nur 4–6 %, selten mehr als 10 %, selbst inklusive Heizung und Nebenkosten. Eine durchschnittliche Neubauwohnung mit 60–70 m² kostete 40–120 Mark im Monat.
Im internationalen Vergleich war das revolutionär. Während in westlichen Staaten wie der BRD, Frankreich oder den USA 25–40 % des Einkommens für Wohnraum fällig wurden (heute sind es oft über 50%!), war "Wohnen kein Luxus" – so lautete das klare sozialpolitische Credo der DDR.
Natürlich hatte dieses Modell hier und da auch Schattenseiten: Die Wohnraumvergabe erfolgte nicht marktwirtschaftlich, sondern planwirtschaftlich – was manchmal zu langen Wartezeiten führte. Wer aber ernsthaft dieses "Argument" gegen das System der geplanten Wohnraumvergabe ins Feld führt, scheint sich nicht darüber im Klaren zu sein, wie der (sogenannte) "Wohnungsmarkt" und seine Chancen in heutigen westdeutschen Städten für Familien oder Geringverdiener gestaltet sind.
Und die Frage bleibt: Was wiegt schwerer – eine alle paar Jahre erneuerte Einbauküche, oder eine für über 20 Jahre unveränderte Miethöhe und die Sicherheit, niemals von Mieterhöhungen, Spekulation oder Verdrängung bedroht zu sein?
Abbildung: Gaststätte am Zwinger, Dresden. Genannt der FRESSWÜRFEL - mit Platz für über 1.400 Gäste! (heute nicht mehr existent). Die HO-Gaststätte "Am Zwinger" war zu ihrer Eröffnung 1967 der größte Schlemmertempel der DDR! Mit sieben Lokalen, 1416 Plätzen und 380 Mitarbeitern machte der 1967 eröffnete "Fresswürfel" seinem Spitznamen alle Ehre. Von der Selbstbedienung bis zum Tanzcafé - alles war drin.
📐📚 Volkseigene Bildung, volkseigene Preise – Schulzeug unter 1 M
🏷️ Artikel | Beschreibung | Preis |
---|---|---|
📒 Heft A5 (liniert/kariert) | Standardheft für Klasse 1–4 | 0,10 M |
📕 Dickes Heft A5 | Für weiterführende Klassen | 0,42 M |
📙 Vokabelheft A6 | Auch als „Muttiheft“ genutzt | 0,06 M |
🗒️ Notizblock A5 (50 Blatt) | Holzfrei | 0,50 M |
📝 Schreibblock (liniert/kariert) | Holzfrei | 0,95 M |
✏️ Bleistift | Einfacher Bleistift | 0,21 M |
✏️ Bleistift mit Radiergummi | Kombiversion | 0,25 M |
📏 Plastiklineal 20 cm | Klarsicht, biegsam | 0,70 M |
📐 Holzlineal 20 cm | Klassisch aus Holz | 0,14 M |
🔪 Spitzer (klein, bunt) | Aus Plaste | 0,26 M |
🖊️ Kugelschreibermine | „Kulimine“ | 0,66 M |
📂 Schnellhefter (einfach) | Für lose Blätter | 0,24 M |
🖌️ Schulpinsel (mittel, Plaste) | Für Wasserfarben | 0,40 M |
📊 Solides Einkommen – ohne Existenzangst
Selbstverständlich ist bei der Betrachtung der Lebenskosten in der DDR ein Blick auf die Löhne essentiell.
Der durchschnittliche Monatslohn eines DDR-Bürgers lag 1989 bei rund 1.200 Mark.
Akademiker – z. B. Ingenieure – verdienten etwa 1.500–2.000 Mark. Lehrerinnen und Lehrer lagen im soliden Mittelfeld, ohne Abstiegsängste oder Überlebenskampf.
Für die Zweifler: Den Terminus "Durchschnitt" sollte man nicht erklären müssen. Selbstverständlich lagen viele Berufe unter dem Einkommensdurchschnitt, aber auch viele darüber, hier eine Zusammenstellung:
💼 Überblick: Einkommen ausgewählter Berufe in der DDR (1989)
🧑Beruf | 💵 Gehalt | 📌 Bemerkung |
---|---|---|
Unterstufenlehrer | 1.200–1.400 M | Solide Eingruppierung ab Berufseinstieg |
Oberschullehrer | 1.400–1.600 M | Höher bei Fachunterricht und Dienstalter |
Dozenten | bis 1.800 M | z. B. als Fachberater oder mit Leitungsaufgaben |
Facharbeiter (Industrie) | 1.000–1.400 M | Je nach Betrieb und Qualifikation |
Ingenieur / Techniker | 1.500–2.000 M | Technische Berufe hatten hohen gesellschaftlichen Stellenwert |
Arzt / Ärztin | 1.600–2.200 M | Klinik- und Fachärzte etwas höher |
Krankenpflege | 900–1.300 M | Zusätzlich Schichtzulagen |
Kindergärtnerin | 850–1.100 M | Frühpädagogik wurde geschätzt – und bezahlt |
NVA-Offizier (mittlerer Dienst) | 1.300–1.700 M | Inklusive Zusatzleistungen |
Intendant / Kulturschaffende | 2.000–3.500 M | Kulturelle Leistung wurde – im Rahmen – belohnt |
Verkäuferin | 800–1.100 M | Mit Prämien für Planerfüllung |
Sekretärin / Bürokraft | 850–1.200 M | Unterschiedlich je nach Stelle und Betrieb |
Postbote | 900–1.100 M | Zuschläge für Strecke, Wetter, Belastung |
Berufskraftfahrer | 1.200–1.500 M | Fernfahrer oft über dem Schnitt |
Volkspolizei (VP) | 1.100–1.400 M | Staatlich garantiertes Einkommen + Sachleistungen |
Wissenschaftler | 1.800–2.500 M | z. B. an Hochschulen, Institute |
Die Einkommen in einer LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) der DDR im Jahr 1989 waren sehr unterschiedlich – abhängig von der Art der Tätigkeit, dem Qualifikationsgrad und der genossenschaftlichen Struktur (Tierproduktion, Pflanzenproduktion, Technik etc.):
🧑🌾 Durchschnittliche Monatsverdienste 1989 in der LPG:
Tätigkeit | Monatseinkommen (brutto, DDR-Mark) |
---|---|
Einfacher Landarbeiter/in | 900–1.200 M |
Facharbeiter/in (z. B. Melker/in, Traktorist/in) | 1.200–1.600 M |
Meister/in oder Brigadier | 1.500–2.000 M |
Leitungsfunktion (z. B. LPG-Vorsitzender) | 2.000–3.000 M (teils mehr) |
Einkommen in der Landwirtschaft lag meist leicht unter dem DDR-Gehaltsdurchschnitt, vor allem bei Hilfsarbeiten. Jedoch: Technisches Personal, Melker/innen im Schichtdienst oder Traktoristen konnten durch Prämien und Akkordarbeit überdurchschnittlich verdienen.
Weiter war es durchaus üblich, dass in LPG's auch ganz offiziell (begehrte) zusätzliche Naturallöhne gezahlt wurden. Das bedeutet: Besonders in kleineren LPG's war es üblich, dass Mitglieder Naturalien erhielten (z. B. Fleisch, Eier, Kartoffeln).
🏡 Rechenbeispiel: Leben ohne Druck
Ein Facharbeiter mit 1.300 Mark Monatsgehalt zahlte für seine Neubauwohnung maximal 50-80 Mark Miete. Das sind gerade einmal 6 % seines Einkommens – inklusive Heizung und Nebenkosten (heute müssen Menschen oft 50% ihres Einkommens für Miete hinlegen). Ein Ingenieur mit 1.800 Mark verdiente über dem DDR-Durchschnitt und hatte damit nicht nur Zugang zu Betriebserholungen und Kulturveranstaltungen, sondern auch finanzielle Planungssicherheit – ohne Kreditverpflichtungen, ohne Mietwucher, ohne Existenzängste. Wir haben hier einmal das Gehalt eines Lehrers analysiert.
Warum ein Lehrer? Nun, wir alle hatten mit Lehrern in unserer DDR-Kindheit zu tun. Und: Wir alle erinnern uns noch an den Namen der Lehrerin (meist waren es Frauen), die uns mit UNSERER FIBEL das Lesen beibrachte, oder?! 😉
Im Jahr 1989 gab es in der DDR immerhin rund 249.000 Lehrerinnen und Lehrer (inkl. allgemeinbildende Schulen, Berufsschulen, Hochschulen usw.).
👩 Lehrerberuf mit Rückgrat statt Burnout
Auch beim Thema Bildung zeigte sich das DDR-System von seiner sozial stabilen Seite. Lehrerinnen und Lehrer galten als "gesellschaftlich geachtete Persönlichkeiten" – nicht unbedingt wegen ihres hohen Einkommens, sondern aufgrund ihres klar definierten Status innerhalb des Systems. Die Gehälter lagen im Jahr 1989 je nach Schulform und Erfahrung bei:
- 1.200–1.400 Mark für Unterstufenlehrer
- 1.400–1.600 Mark für Oberschullehrer
Bis zu 1.800 Mark oder leicht darüber für Lehrkräfte mit Hochschulabschluss oder Sonderfunktionen. Das sind keine Fantasiezahlen, wir haben hier einen authentischen Gehaltszettel eines Lehrers aus dem Jahr 1989 analysiert:
Abbildung: Original Lohnzettel eines Lehrers vom November 1989.
📈 Die Lohnabrechnung eines Lehrers aus dem Jahr 1989
Wie unschwer zu erkennen ist, wurde die monatliche Gehaltsabrechnung der DDR-Werktätigen nicht (wie die von BRD-Arbeitnehmern heute) auf großen A4-Blättern geliefert. Das liegt auch daran, dass sie viel simpler und transparenter war als unsere heutigen Lohnzettel. Die oben abgebildete, authentische Lohnabrechnung aus dem Jahr 1989 hier noch einmal verständlich aufgeschlüsselt:
1.330 Mark Bruttogehalt
+ 126,66 Mark Zuschlag Unfallversicherung & Personenförderung / Sonderzahlungen
+ 150 Mark Kindergeld (à 75 Mark pro Kind)
-162 Mark Lohnsteuer
-60 Mark Sozialversicherung
= 1.384,66 Mark netto
(18 Mark FDGB-Beitrag wurde in bar eingesammelt)
Wenn man zu diesem Gehalt eines Ehepartners (in der DDR waren selbstverständlich meist beide Eltern berufstätig!) ein zweites addiert - und einem Haushaltseinkommen von über 2.000 Mark dann Lebenshaltungskosten wie Monatsmiete (50-80 Mark) und Bötchen für 5 Pfennig gegenüberstellt, kann man sich eine weiterführende Analyse der Lebenshaltungskosten und Kaufkraft fast sparen...
👨👩👧👦 Familienleben in der DDR: bezahlbar, planbar, würdevoll
In der DDR bedeutete Familiengründung nicht finanzielle Angst, sondern gesellschaftliche Normalität. Staatliche Unterstützung, niedrige Preise und planbare Lebenshaltungskosten ermöglichten ein Leben ohne Konsumdruck, aber mit Sicherheit und Solidarität.
Abbildung: Das moderne FDGB-Ferienheim in Klink. Hier urlaubten tausende Familien seit 1974 für sehr schmales Geld. Nach der Wende heruntergewirtschaftet, 2017 gesprengt...
🏖️ Urlaub für alle – nicht nur für Reiche
Der jährliche Urlaub war kein Luxus, sondern ein vom Staat organisiertes und subventioniertes Grundrecht.
👤 Einzelperson (FDGB-Heim) | 🏷️ ca. 60 Mark/Woche
👨👩👧 Familie im Bungalow | 🏷️ ca. 150 Mark/Woche
🏡 Private Bungalowmiete | 🏷️ ca. 10 Mark pro Tag
Über 80 % der DDR-Bürger fuhren jährlich in den Urlaub – meist an die Ostsee oder in den Thüringer Wald. Wer heute mit Mindestlohn lebt, kann davon nur träumen. Und (das muss hier klar kritisch herausgestellt werden): Selbstverständlich waren die Reiseziele der DDR-Bürger eingeschränkt. Heute sind sie es nicht mehr. Ob sich aber heute viele Menschen auf dem Gebiet der DDR tolle Fernreisen leisten können, ist zu bezweifeln:
Bittere Wahrheit: Über 35 Jahre nach der "Wende" beträgt die Armutsrate in vielen Teilen des Ostens oft über 20% (z.B. 22,3% in Sachsen-Anhalt). Das bedeutet nichts anderes, als dass fast jeder 5. Mensch dort nach aktuellen BRD-Kriterien arm ist. Die betroffenen Familien, Paare oder Alleinstehenden sind wirtschaftlich nicht in der Lage, sich einen Urlaub leisten zu können, geschweige denn von ihrer "Reisefreiheit" Gebrauch zu machen.
🌻 Datsche statt Renditeobjekt: Der Garten als Rückzugsort
🌿 Jahrespacht Kleingarten | 💵 30–80 Mark jährlich
💧 Nebenkosten Strom/Wasser | 💵 20–30 Mark jährlich
Der eigene Garten diente nicht nur der Erholung, sondern auch der Selbstversorgung. Ohne Grundsteuer, ohne Parzellenwucher, ohne Vereinsstress.
Abbildung: Mutti hat Stil: in den 1970ern vor dem Rathaus Berlin Köpenick. Auch im Bild: ein Sportkinderwagen. Hochgradig subventioniert und hochqualitativ, wurde dieser (meist von der Marke ZEKIWA) oft Generationen vererbt.
👶 Kind kommt – Sorge nicht!
🚼 Kinderwagen (neu) | 💵 180–300 Mark (wurde oft über Generationen vererbt)
🎒 Schulranzen | 💵 25–40 Mark
✏️ Schulbedarf (komplett)| 💵 10–15 Mark
👟 Kinderschuhe (Leder) | 💵 20–35 Mark
In der DDR wuchs kein Kind in Markendruck oder Konsumkonkurrenz auf. Kleidung und Schulbedarf waren funktional, solide – und vor allem: für alle leistbar.
💬 Und heute? Bildung als Geschäft, Kindheit als Konsumspirale
In der heutigen Bundesrepublik sieht es anders aus:
- Schulranzen kosten oft 150 € oder mehr
- Urlaub mit Familie: kaum unter 1.000 € möglich
- Kita-Plätze sind knapp, teils privat und teuer
Kinderwagen: bis zu 1.200 € – als Statussymbol statt Gebrauchsgegenstand
Während man in der DDR "Solidarität" organisierte, organisiert man heute Abhängigkeit von Kaufkraft.
🧾 Fazit: Die DDR bot kein Luxusleben – aber ein stabiles
Was viele heute als "Verzicht" belächeln, war in Wahrheit ein Alltag ohne Existenzangst, ohne Überforderung, ohne Profitdruck. Wer in der DDR eine Familie gründete, tat dies mit dem Wissen: Der Staat steht nicht im Weg – er hilft.
War die DDR perfekt? Nein. Es gab Engpässe, Bürokratie, politischen Druck. Aber wenn wir den Fokus auf das soziale Fundament des Alltags legen – auf Miete, Bildung, Gesundheitsversorgung, Kinderbetreuung und Arbeitsverhältnisse – dann zeigt sich:
👉 Die DDR war für Millionen Menschen ein sicherer, geregelter, solidarischer Lebensrahmen – kein Paradies, aber auch kein Casino.
Abbildung: Wohngebietsfest im Wohngebiet und der Parkanlage Ernst-Thälmann-Park Prenzlauer Berg, Mitte der 1980er. Keine Neubauwohnung kostete hier mehr als 80 Mark Monatsmiete.
🧭 Was bleibt?
Was bleibt, ist nicht Nostalgie, sondern die Erkenntnis: Eine Gesellschaft muss sich nicht dem Markt unterwerfen, um stabil zu sein. Sie kann organisieren statt privatisieren, planen statt spekulieren, und Menschen ins Zentrum stellen – nicht Profite.
Wer das „Weniger“ der DDR belächelt, sollte sich fragen: Wie viel haben wir heute wirklich – und zu welchem Preis?
5 Kommentare
Wenn heute über das Leben ehrlich erzählt wird, wie Glücklich, Sicher und Geborgen wir uns fühlten, wird man von Leuten, die die DDR nur vom Umriss aus dem Atlas kannten, sls Spinner, Mitarbeiter des MfS oder SED-Bonze beschimpft, da ist man erstaunt, das diese Leute viel besser wussten, wie wir in der DDR eingesperrt lebten
Ich dachte ich wäre der Einzige mit dieser Ansicht. Ohne Nostalgie: Meine Kindheit war schön und ohne den Druck immer mehr und Besseres zu haben wie z.B. meine Kumpels.
Danach hatte ich mit 1200-1400 Mark im rollenden Schichtsystem( 7 Tage Arbeit 2 bzw 3
Tage frei) ein gutes Einkommen.
Ich habe in der DDR bis 1990 gelebt und als Dipl.-Ing. f. Masch.bau in der Kohle als Bauleiter gearbeitet. Mein letztes Gehalt im Dezember 1989 998,- DDR-Mark verdient! Wo haben Sie die Zahlen und Gehälter her? Meine Frau hat als Kosmetikerin 2,21 Mark Stundenlohn im 2-Schichtbetrieb verdient. Eure Zahlen sind einfach falsch!
Schön gemachte Website. Und so groß waren die Unterschiede (gerade in der Kindheit) nun auch wieder nicht. Auch im Westen (bin aus West-Berlin) hatten wir bis Anfang 2000 mehr oder weniger heile Welt. Dass sich das dann anders entwickelt hat (in ganz Deutschland), konnte zu dem Zeitpunkt noch keiner absehen.
Ich habe in der DDR nicht wirklich etwas vermisst. Ich war alleinerziehende Mutti und konnte mir mit meinem Kind sogar zwei Mal im Jahr Urlaub leisten. auch im Ausland. Ich bekam dann zur Wendezeit noch einmal 2 Kinder. Nur wirklich in den Urlaub fahren konnte ich mit ihnen nie. Sogar Klassenfahrten waren ein Problem. Ich würde liebend gern zurück tauschen.