Als die deutsche Raumfahrtministerin Dorothee Bär kürzlich die "deutschen Pioniere im All" würdigte, unterschlug sie Sigmund Jähn – den ersten Deutschen im Weltraum. Ein symbolischer Affront, der nahtlos in die lange Geschichte der westdeutschen Missachtung seines Lebenswerks passt.
Ja, das ist tatsächlich wahr: Bei einer Rede im Bundestag im Juli 2025 sprach die Bundesministerin für Forschung, Technologie und Raumfahrt, Dorothee Bär (CSU), über Deutschlands "ersten Deutschen im All" – erwähnte dabei aber nur den Westdeutschen Ulf Merbold (1983) und ließ Sigmund Jähn, der diesen Titel bereits 1978 für sich beanspruchen kann, komplett aus.
🚀 Der erste Deutsche im All – und das große Schweigen der BRD
Wäre Jähn Westdeutscher gewesen, gäbe es in jeder Universität einen "Sigmund-Jähn-Saal", in jeder Stadt eine "Sigmund-Jähn-Straße", und die BRD würde alljährlich stolz die "Sigmund-Jähn-Medaille" verleihen. So aber bekam der erste Deutsche im Weltall am 40. Jahrestag seines Fluges von der Bundesregierung nicht mal ein Glückwunschschreiben.
🗿 Die Büste, die verschwand
Kurz nach der Wende wurde eine ihm zu Ehren in Berlin aufgestellte Büste entsorgt. Die Helden von gestern waren keine mehr. Das war die erste Lektion des neuen Deutschlands 1990. Und das galt auch für den ersten Deutschen, der den Planeten Erde Richtung All verlassen hatte. Die westdeutsche Presse verhöhnte ihn bereits 10 Jahre zuvor als:
"Trittbrettfahrer und Mitesser in einer Russenrakete". (Die Welt)
oder:
"ersten Sachsen im All". (Süddeutsche Zeitung)
🏫 Ein Schulname, der überlebte
Im ostdeutschen Fürstenwalde hat eine "Sigmund-Jähn-Grundschule" überlebt. Wenige Jahre vor seinem Tod lud man Jähn auf einen Fototermin dorthin ein.
"Nein," sagte Sigmund Jähn.
Er hätte einmal in seinem Leben erlebt, wie die Schilder mit seinem Namen über Nacht abgehängt wurden, nun müsse er sich am Ende seines Lebens nicht noch einmal anschauen, wie sie wieder aufgehängt würden.
🌍 Sein Kompass blieb der gleiche
Von seinem Kompass ist Jähn nie abgerückt. Der "Zeit" erklärte er wenige Monate vor seinem Tod im Jahr 2019:
"Schon vor meinem Flug war mir bewusst, wie klein und verletzbar unser Planet ist. Aber erst als ich ihn vom Weltraum aus sah, in all seiner unglaublichen Schönheit und Zartheit, erkannte ich: Die dringendste Aufgabe der Menschheit besteht darin, für die Erde liebevoll zu sorgen und sie künftigen Generationen zu bewahren. Vielleicht hatte Marx doch recht. Vielleicht wird es noch mal eine menschliche Gesellschaft geben, in der nicht einer Milliarden besitzt, während der andere gerade so durchkommt."
🎖️ Bescheidener Held unserer Kindheit
Bescheidener Held unserer Kindheit: In allen DDR-Kinderzimmern hing ein Wimpel von dir. Als unsere Helden Thomas Müntzer, Nelson Mandela, Ernst Thälmann, Juri Gagarin und Sigmund Jähn hießen. In einer Zeit, als Kinder noch Kosmonauten werden wollten, Ingenieure, Wissenschaftler – nicht Influencer.
Alles Gute auf deinem letzten Flug! Das historische Original Motiv (als Nicki, Shirt, Pulli, Tasche usw.) gibt's hier!